Universitätsklinik
für Innere Medizin IV Innsbruck

(Nephrologie und Hypertensiologie)
Medizinische Universität Innsbruck

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Terminvereinbarung

Eine Terminvereinbarung zur Diätberatung ist möglich über:

  • Nephrologische Ambulanz: +43 (0)50 504-24109
  • Nephrologische Station: +43 (0)50 504-23287
  • Ambulante Dialyse: +43 (0)50 504-23305
  • K. Michaela Riedmann, MSc, Diaetologin: +43 (0)50 504-83080

Ernährung bei Nierenerkrankungen

In einer bewussten und gesunden Ernährung sollten alle lebensnotwendigen Stoffe wie Eiweiß, Fett, Kohlenhydrate, Vitamine und Mineralstoffe in ausreichender Menge und wünschenswertem Verhältnis vorhanden sein, um vital und leistungsfähig zu bleiben.

Aufgrund der besonderen Stoffwechselsituation ergeben sich individuelle Ernährungsstrategien als Bestandteil der Therapie. Je nach Stadium der Nierenfunktion können sich Abweichungen zu den allgemeinen Empfehlungen für Gesunde ergeben.

 

Individuelle Ernährungstherapie bei Nierenerkrankungen

Stadium Eiweiß Phosphat Kalium Trinkmenge
Prädialyse Normal bis reduziert Reduzieren Reduzieren Individuell
HD Erhöht Reduzieren Reduzieren Individuell nach Restfunktion
CAPD Stark erhöht Reduzieren Selten reduziert Individuell nach Restfunktion
Nach NTX Normal wie für Gesunde Selten ein Problem Selten ein Problem Individuell
 

Eiweißbedarf in Abhängigkeit von der Erkrankung (pro kg Körpergewicht)

Empfehlung für Gesunde 0,8 - 0,9 g
Nierenerkrankung ohne Dialyse 0,6 - 0,75 g
Peritonealdialyse 1,2 - 1,3 g
Hämodialyse 1,2 g
Nach Transplantation 0,8 g
 

Besondere Situation: Prädialyse

Der größte Teil der Endprodukte des Eiweißstoffwechsels wie Harnstoff, Harnsäure und Kreatinin wird bei Gesunden mit dem Harn ausgeschieden.

Eine Verringerung der Eiweiß-Aufnahme („Eiweißreduktion“) kann das Fortschreiten mancher Nierenerkrankungen und damit auch den Beginn der Dialysetherapie manchmal verzögern. Eine eiweißarme Ernährung ist jedoch nur notwendig, solange keine Dialysebehandlung durchgeführt wird.

Die Höhe der Eiweißzufuhr wird vom Arzt/von der Ärztin verordnet und richtet sich nach dem Stadium der Nierenerkrankung.

Eine eiweißarme Diät muss ausreichend Energie in Form von Fett und Kohlenhydraten enthalten, damit kein körpereigenes Muskeleiweiß zur Energiebereitstellung abgebaut wird (Muskelschwund).

Das Körpergewicht sollte daher regelmäßig kontrolliert werden.

Wie erkennt man Mangelernährung?

  • Körperliche Schwäche
  • Erhöhte Infektanfälligkeit (Beeinträchtigung des Immunsystems)
  • Anämie (Blutarmut, einschließlich Leistungsschwäche)
  • Chronische Azidose (Übersäuerung)
     

Eiweiß- und Phosphorgehalt von Nahrungsmitteln (pro 100 g Nahrungsmittel)

  Eiweiß (g) Phosphor (mg)
Fleisch 20 200
Wurst 10 - 30 100 - 240
Fisch 20 200 - 450
Milch 3 100
Topfen 13 160
Käse 20 - 30 150 - 950
1 Ei (58 g) 7 115
Dotter 16 569
Eiklar 11 21

Um das Fortschreiten der Nierenerkrankung zu verzögern, wird eine eiweißreduzierte Diät mit 0,6 - 0,75 g pro Kilogramm Körpergewicht empfohlen (0,8 g ist der Eiweißbedarf für Gesunde).

Besonders VegetarierInnen sollten auf günstige Eiweißkombinationen mit einer hohen biologischen Wertigkeit achten. Biologisch hochwertig bedeutet, dass ein hoher Prozentsatz des Nahrungseiweißes in körpereigenes Eiweiß umgebaut werden kann (Muskelaufbau).
 

Biologische Wertigkeit

Günstige Eiweißkombinationen sind z. B.:

  • Kartoffeln und Ei
  • Milchprodukte und Getreide
  • Milchprodukte und Kartoffeln
  • Hülsenfrüchte und Getreide
  • Bohnen mit Mais
  • Eier mit Mais

Eiweiß und Phosphor bei Dialysetherapie

Mit Beginn der chronischen Nierenersatztherapie ändern sich die Ernährungsempfehlungen.

Bestanden die Ernährungsempfehlungen bisher aus hoher Trinkmenge und verminderter Eiweißzufuhr, so entfällt jetzt die Eiweißbeschränkung aufgrund der im Stoffwechsel anfallenden harnpflichtigen Substanzen, die nun mit Hilfe der Dialyse entfernt werden.

Während der Dialysebehandlung gehen auch geringe Mengen an Aminosäuren, den Bausteinen des Eiweiß, verloren. Dadurch ergibt sich jetzt ein erhöhter Eiweißbedarf.

Die empfohlene Eiweißzufuhr liegt für HämodialysepatientInnen bei 1,2 g pro Kilogramm Körpergewicht und sollte sich in tierische und pflanzliche Proteinquellen teilen. Zur Festsetzung der Eiweißzufuhr wird das Normalgewicht herangezogen, das sich aus Körpergröße in cm minus 100 ermitteln lässt.

Mit den eiweißreichen Nahrungsmitteln werden auch unerwünschte Begleitstoffe wie der Mineralstoff Phosphor, vermehrt zugeführt.

Da längerfristig erhöhte Phosphatwerte im Blut mit einer erhöhten Anfälligkeit für Herz- Kreislauferkrankungen sowie einem gestörten Knochenstoffwechsel verknüpft sind, sollte die Phosphatzufuhr so niedrig wie möglich gehalten werden, aber gleichzeitig auch so hoch wie nötig, um eine ausreichende Versorgung mit lebensnotwendigen Eiweißstoffen zu gewährleisten.

Eine besonders sorgfältige Auswahl der Eiweißlieferanten ist daher notwendig.

Phosphatentfernung durch die Dialyse

Nahrungszufuhr 7000 mg pro Woche
(1000 mg pro Tag)
Resorption (Aufnahme) 4200 mg pro Woche
(= 60% )
Dialyse 2400 mg pro Woche
(800 mg pro Dialyse)
Phosphatbilanz 1800 mg pro Woche
(250 mg pro Tag)

Durch die Dialysebehandlung kann nicht die gesamte Phosphatmenge entfernt werden. 250 mg Phosphat bleiben als tägliche Menge im Körper zurück und können medikamentös (Phosphatbinder) entfernt werden.

Halten Sie die fixen Dosierungen von Renvela (Sevelamer) ein, auch wenn Sie nichts essen sollten. So wird die Wiederaufnahme des bereits im Körper befindlichen Phosphats verhindert. Zusätzlich sollten Sie Renvela (Sevelamer) auch zu den phosphatreichen Zwischenmahlzeiten einnehmen. Empfehlenswert ist es, Renvela (Sevelamer) immer bei sich zu haben, damit Mahlzeiten außerhalb auch abgedeckt werden können.

Phosphatbinder

Kalziumcarbonat
Antiphos
Aludrox
VOR dem Essen
Kalziumazetat
Fosrenol (Lanthan)
Renvela (Sevelamer)
ZUM phosphorhältigen Essen

Kalium

HämodialysepatientInnen müssen auch auf die tägliche Kaliumzufuhr achten, denn zu hohe Blutkaliumwerte können zu Herzrhythmusstörungen führen.

Durch einen bewussten Einsatz (Austausch) können jedoch auch diese Nahrungsmittel im Rahmen eines Diätplanes eingesetzt werden:

Kaliumgehalte von Obst (pro 100 g)

Preiselbeeren, Heidelbeeren, Wassermelone, Ananas, Zitrusfrüchte, Birne, Apfel, Erdbeeren, Kaki, Himbeeren, Brombeeren 65 - 190 mg
Steinobst und Rhabarber 200 - 250 mg
Weintrauben, Honigmelone, Banane, Kiwi, schwarze Johannisbeeren 255 - 300 mg
Nüsse und Trockenfrüchte 460 - 1020 mg

 

Kaliumgehalte von Gemüse (pro 100 g)

Gurken, Zwiebeln, Kopfsalat, Chicorree, Chinakohl 99 - 224 mg
Lauch, Paprika, grüne Bohnen, Radieschen, Blaukraut, Wirsing, Kresse, Sauerkraut, Karotten 200 - 290 mg
Tomaten, Sellerie, Blumenkohl, Endivien, Rohnen, Rettich, Erbsen, Kohlrabi, Mangold, Brokkoli, Feldsalat, Kartoffeln 297 - 443 mg
Grünkohl, Fenchel, Pilze, Avocados, Gartenkresse, Meerrettich, Spinat, verzehrfertige (ungewässerte) pommes frites, Trockenkartoffeln 490 - 2100 mg
 

Flüssigkeit und Trinkmenge

Die tägliche Flüssigkeitszufuhr muss der verbleibenden Harnausscheidung angepasst werden, was häufig eine Reduktion der täglichen Trinkmenge bedeutet. Es sollte möglichst die Ausscheidung in ml zuzüglich 500 ml Trinkflüssigkeit nicht überschritten werden.
Beispielsweise beträgt die tägliche Trinkmenge bei einer Restdiurese (Ausscheidung von Restharn) von 700 ml, also 1.200 ml (1,2 Liter).

Es ist sinnvoll, zunächst die tägliche Flüssigkeitsaufnahme zu bilanzieren, also Ausscheidungsmenge und Tagesbedarf zu bestimmen. So lassen sich nachteilige Folgen einer Überwässerung, wie Atemnot und Blutdruckprobleme, vermeiden.

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