Universitätsklinik
für Innere Medizin IV Innsbruck

(Nephrologie und Hypertensiologie)
Medizinische Universität Innsbruck

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Ein neuartiges Virus könnte Nierentransplantation sicherer machen
 
Ein von der EU-finanziertes Projekt zur Verbesserung der Lebensqualität von Patientinnen* nach Nierentransplantation – TTV GUIDE TX – ist im Mai 2021 unter Koordination der Medizinischen Universität Wien (MUW) gestartet. Während des Projektes soll untersucht werden, ob durch ein neu entdecktes aber harmloses Virus (Torque Teno Virus) die Aktivität des Immunsystems gemessen werden und so Infektionen und Organversagen reduziert werden können.
 
Wenn die Nieren nicht mehr funktionieren, muss die Funktion ersetzt werden. Das funktioniert am besten mittels einer Nierentransplantation. Das Immunsystem der Transplantatempfängerin* würde die neue Niere jedoch als fremd erkennen, angreifen und zerstören. Dieser Vorgang wird als Abstoßung bezeichnet. Daher benötigen Patientinnen* nach Nierentransplantation Medikamente, um die Funktion ihres Immunsystems zu reduzieren. Diese notwendigen Medikamente werden als Immunsuppressiva bezeichnet. Nehmen die Patienteninnen* jedoch zu viele Immunsuppressiva ein, ist ihr Immunsystem geschwächt und sie bekommen vermehrt Infektionen.
 
Daher benötigen Transplantationsmediziner ein Werkzeug, um die Aktivität des Immunsystems zu messen und die Dosis der Immunsuppressiva zu optimieren. Das kürzlich entdeckte Torque Teno Virus (TTV) könnte diese Aufgabe übernehmen: TTV kommt natürlich im Blut fast jeder gesunden Person und jeder Organtransplantationsempfängerin* vor, löst jedoch keine Erkrankung aus. Bei einem starken Immunsystem ist die TTV Menge im Blut gering; dies weist auf ein Risiko für eine Organabstoßung hin. Bei einem schwachen Immunsystem ist die TTV Menge hoch; dies weist auf ein Infektionsrisiko hin.
 
Die Quantifizierung der TTV Menge im Blut von Nierentransplantierten könnte helfen, Immunsuppressiva zu personalisieren und damit zu optimieren und so Infektionen und Abstoßungen zu reduzieren. Im Rahmen des TTV GUIDE TX-Projekts wird eine TTV gesteuerte Dosierung von Immunsuppressiva in einer klinischen Studie mit Hunderten von Nierentransplantierten aus ganz Europa getestet.
 
Einmal in der klinischen Routineversorgung etabliert, könnte eine TTV gesteuerte Personalisierung der Immunsuppressiva nach Nierentransplantation jedes Jahr Tausende von Infektionen und Abstoßung verhindern. Inn Zukunft könnte TTV auch Patientinnen* mit Leber-, Herz- und Lungentransplantation helfen und die Therapie bei Autoimmun-, Infektions- und onkologischen Erkrankungen unterstützen.
 
Das Projekt wird von der Medizinischen Universität Wien unter der Leitung von Prof. Gregor Bond - klinischen Abteilung für Nephrologie und Dialyse; Leitung Prof. Rainer Oberbauer - koordiniert und bringt 19 Partner, darunter Spezialistinnen* für Nierentransplantation, klinische Virologinnen*, Ethikerinnen* und Fachleute aus der Gesundheitsbranche, aus sieben EU-Ländern zusammen, um eine klinische Studie mit fast 300 Patienten durchzuführen.
 
Die Medizinische Universität Innsbruck ist unter Leitung von Assoc. Prof. Priv.-Doz. Dr.med.univ. Hannes Neuwirt, PhD involviert.
 
Das Projekt ist offiziell am 1. Mai 2021 mit einer Laufzeit von fünf Jahren gestartet. Es wurde vom Rahmenprogramm der Europäischen Union für Forschung und Innovation ‚Horizon 2020‘ mit einem Gesamtbudget von über 6 Millionen Euro gefördert.
 
Das Projekt wird eng mit der European Kidney Patients’ Federation zusammenarbeiten, dem europäischen Dachverband von 23 nationalen Nierenpatientenverbänden und am Pilotprojekt zu offenen Forschungsdaten des ‚Horizon 2020‘ teilnehmen, das darauf abzielt, den Zugang zu und die Weiterverwendung von Forschungsdaten, die durch EU-finanzierte Maßnahmen generiert wurden, zu verbessern und zu maximieren.
 
Nähere Informationen siehe: 
 
Webpage: https://www.ttv-guide.eu/
Projektvideo: https://vimeo.com/545093421

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